Es ist eine Summe, die sich die meisten nicht vorstellen können: 2018 haben die Deutschen Immobilienkredite im Wert von 995 Milliarden Euro aufgenommen. Rechnet man Selbständige oder Kaufleute hinzu, erhöht sich diese Zahl auf 1,2 Billionen Euro.[1]
Zum Vergleich: Der Börsenwert von Google, beziehungsweise der Holding «Alphabet» liegt aktuell bei rund 788 Milliarden Euro, der von Apple bei 909 Milliarden Euro, von Facebook bei 469 Milliarden Euro, von Amazon bei 787 Milliarden Euro und der von Microsoft bei 978 Milliarden Euro. Das macht zweierlei deutlich:
Die hohen Marktkapitalisierungen zeigen, wie mächtig die amerikanischen Superkonzerne im Spiel um Kapital sind.
Gleichzeitig wird das Kreditvolumen an Millionen deutscher Eigenheimbesitzer relativiert. Denn nur ein US-Superkonzern bringt es kapitalmäßig fast auf die Größe aller Immobilienkredite für alle Deutsche in 2018.
Gründe für Immobilienboom
Dass die Deutschen in Immobilien investieren wie seit Jahrzehnten nicht mehr, hat mehrere Gründe:
Zum einen sind die staatlich in Deutschland ausbezahlten Renten mit im Schnitt lediglich 700 bis 800 Euro monatlich sehr niedrig. Wer also später nicht in die Altersarmut stürzen möchte, tut gut daran, privat vorzusorgen.
An Sparprodukten gibt es bis auf die Betriebliche Altersvorsorge, welche steuerlich in Deutschland gefördert wird, kaum Produkte, die sich wirklich als private Rentenvorsorge lohnen.
Bis eben auf Immobilien (oder Aktien). Sowohl bei Immobilien wie guten Aktien steigen die Werte weiter an, was bedeutet, dass eine Eigentumswohnung oder ein Haus immer noch in die gute Rubrik «Betongold» fällt.
Doch mit Einschränkungen: Die Immobile muss in einer guten Lage sein. Und der Kaufpreis sollte spätestens in 20 bis 30 Jahren komplett getilgt sein. Die Stiftung Warentest warnt davor, dass eine Immobile, die sich nach 30 Jahren immer noch nicht bezahlt gemacht hat, ein hohes Risikoinvestment darstelle.
Neubauten die wirklich neu sind
Ein weiterer Grund für den Immobilienboom liegt in der schlichten Tatsache, dass in Deutschlands Metropolen jahrelang fast nicht mehr gebaut wurde. In Berlin galten noch bis 2005 uralte eher schlechte Gebäude aus den 1950er oder 1960er Jahren auf den großen Immobilienportalen immer noch als „Neubauten“.
Es habe damals einfach gar keine wirklichen Neubauten gegeben, sagte immowissen.com gegenüber ein Berliner. Er habe es auch als Zumutung empfunden, dass man ihm „uralte Schinken“ als „Neubauten“ damals habe andrehen wollen.
Einzelnachweise
[1] 995 Milliarden Euro in 2018: Bürger machen immer mehr Schulden für Immobilien, in: Der Spiegel Online vom 6.9.2019. Abgerufen am 27.9.2019.