Wer in den USA arm ist und in einem Gebiet wohnt, über das öfters mal ein Hurrikan fegt, ist gelackmeiert. Denn auch wenn Politiker wie US-Präsident Donald Trump gerne mit großer medialer Geste verkünden, der Staat werde Opfern von Naturkatastrophen in den USA schnell und unbürokratisch helfen. Fakt ist: Dem ist nicht so.
«Arme in den USA – Gefangen in der Hurrikan-Falle» übertitelte der Schweizer Rundfunk auf seinem Onlineportal srf.ch einen Beitrag und führte bildhaft ins Thema ein:
«Der Name des Viertels klingt edel: ‘Kashmere Gardens’ heisst das Gebiet etwa 15 Auto-Minuten vom Zentrum von Houston entfernt. Doch es ist eines der ärmsten Viertel der texanischen Stadt. Die meisten Bewohner sind Schwarze oder Latinos. Kashmere Gardens liegt direkt an einem Flussarm und nur knapp über dem Meeresspiegel. Beim Hurrikan ‘Harvey’ vor zwei Jahren stand das Viertel unter Wasser, zwei von drei Häusern wurden teils schwer beschädigt.»
2000 Dollar sind für viele zu viel
Da sich viele Bewohner aber die 2000 Dollar und mehr kostende Katastrophenschutz-Versicherung gegen Hurrikans oder Regenfälle nicht leisten könnten, säßen viele immer noch auf den massiven Schäden von damals. Dazu gehöre auch die 84-jährige Rentnerin Bobbie Jean Burks.
Sie habe unter Hurrikan «Harvey» ihren Bruder verloren, welcher nicht mehr rechtzeitig aus seinem Haus gerettet haben werde können. Die Reparatur-Arbeiten an ihrem Haus seien aber bis heute nicht abgeschlossen. Jetzt habe es kürzlich wieder so stark geregnet, dass die alten Ängste hochgekommen seien. Die Rentnerin habe am Ende einen Nervenzusammenbruch erlitten.
«Harvey» hatte vor zwei Jahren einen gigantischen Gesamtschaden von rund 125 Milliarden US-Dollar angerichtet.
Versicherungen zahlen oft nicht
Aber die Schadenssumme sagt nichts darüber aus, was die Versicherungskonzerne tatsächlich übernommen haben. In vielen Fällen bleiben Mieter wie Hausbesitzer einfach auf den Trümmern sitzen. Wenn kein Geld oder keine Versicherung da ist, wird auch nichts beglichen. Und der Staat zahlt häufig ebenso nicht.
Das Problem für Amerikas Arme: Wegziehen aus von Naturkatastrophen besonders gefährdeten Gebieten können sich die meisten nicht leisten. Denn da wo es sicherer ist, ist es meist auch teurer. Die Armen sitzen also in der Falle. Daher kommt der Begriff, das Wasser stehe einem bis zum Hals.
So zitiert denn auch der Schweizer Rundfunk Mieterin Bobbie Jean Burks mit den Worten: «Ich muss hierbleiben, denn die Miete ist hier sehr tief. Anderswo könnte ich mir die Miete nicht leisten».
Hilfen durch Behörden reichen nicht
Damit sei aber Bobbie Jean nicht allein. Für einen Wegzug fehle den meisten das Geld. Auch die Unterstützungsgelder durch Behörden und Hilfsorganisationen reichten dafür nicht.
Auf Grund der Armut vieler Amerikaner müssten diese sich entscheiden: Medikamente, Essen auf dem Tisch oder für 2000 Dollar eine Hochwasser-Versicherung.
Deshalb verstärkten auch Katastrophen wie «Harvey» die Schere zwischen Arm und Reich, habe Jeffrey Lowe, Professor für Raumplanung an der Texas Southern University erklärt. Doch auch Reiche trifft es bei Naturkatastrophen häufig hart. Nicht jeder Reiche ist versichert und die Versicherungen versichern auch nicht alles, was auf dem Grund und Boden ist.
Und wie es Naturkatastrophen oftmals so an sich haben: Sie kommen dann, wenn man nicht damit rechnet. Jeder denkt immer: Möge der Kelch doch an unserem Haus vorübergehen. Insofern stehen Arme wie Reiche oftmals nach einem verwüstenden Hurrikan dann vor ähnlichen Problemen..